Jena | 06. März 2025

Thüringen braucht Strategie zur Zentralisierung geburtshilflicher Einrichtungen

Landesärztekammer Thüringen legt „Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geburtsmedizin in Thüringen“ vor

 

Die Kammerversammlung der Landesärztekammer Thüringen, das Parlament der Thüringer Ärzteschaft, hat in ihrer gestrigen Sitzung (5. März 2025) „Empfehlungen der Landesärztekammer zur Weiterentwicklung der Geburtsmedizin in Thüringen“ mit überwältigender Zustimmung bei lediglich einer Enthaltung verabschiedet. Heute ist dieses von den Gremien der Landesärztekammer erarbeitete Papier den Chefärzten der Thüringer Geburtskliniken vorgestellt und diskutiert worden. Momentan gibt es in Thüringen 19 Kliniken, die Geburtshilfe anbieten und im Jahr 2024 zwischen 223 und 1297 Geburten versorgten. „Ziel unserer Empfehlungen ist es, die stationäre Geburtsmedizin in unserem Bundesland nach relevanten Qualitätsparametern auszurichten und damit im gesamten Bundesland eine qualitativ hochwertige geburtshilfliche Versorgung zu gewährleisten“, so der Präsident der Landesärztekammer Thüringen Dr. Hans-Jörg Bittrich. Konkret bedeutet das, dass in Regionen mit mehreren stationären geburtshilflichen Einrichtungen entschieden werden muss, welcher Standort zu einem Perinatalzentrum entwickelt wird, um die Strukturqualitätsparameter zu erfüllen. Aus der Versorgungsforschung ist bekannt, dass je höher die Zahl der betreuten Geburten ist, umso besser ist die Qualität der geburtshilflichen Versorgung. Die Entfernung vom Wohnort zur Geburtsklinik spielt dabei eine untergeordnete Rolle. „Angesichts dessen ist diese Vorgehensweise unter qualitativen Gesichtspunkten absolut sinnvoll und notwendig und für die Frauen und ihre Kinder bedeutet sie Qualität und Sicherheit“, so der Ärztekammerpräsident.

 

Das Papier ist als Ergänzung zu den „Empfehlungen der Landesärztekammer Thüringen zur Ausgestaltung und Umsetzung des 8. Thüringer Krankenhausplanes“ zu verstehen, mit denen die Landesärztekammer ein Konzept zur Neustrukturierung der Thüringer Krankenhauslandschaft entwickelt hat. „Insofern geht es auch darum, angesichts zu erwartender weiterhin sinkender Geburtenzahlen Schließungen von geburtshilflichen Einrichtungen aufgrund von wirtschaftlichen Schieflagen und Fachkräftemangel nach der Rasenmähermethode zu verhindern und eine sinnvolle Planung sowie Strukturierung für eine gute Gesundheitsversorgung zu erreichen“, so Dr. Bittrich. „Das Patientenwohl, das körperliche und seelische Wohlbefinden des Patienten, ist die oberste Richtschnur ärztlichen Handelns. In einem Perinatalzentrum kümmern sich spezialisierte Geburtshelfer, Neonatologen und Psychologen um die Patientin und ihre Angehörigen. Die Weiterentwicklung der Geburtsmedizin zur Perinatalmedizin in allen Regionen des Landes ist zur Erfüllung dieses Anspruches unabdingbar.“, so der Präsident.

 

Anlage: Empfehlungen der Landesärztekammer Thüringen zur Weiterentwicklung der Geburtsmedizin in Thüringen